Hier mal wieder ein Blog-Beitrag, der nichts mit der Photographie zu tun hat: Anfang 2019 haben wir uns für eine Photovoltaik-Anlage mit
Li-Speicher entschieden, die dann Ende April aufgebaut wurde und ans Netz gehen
konnte.
Disclaimer: Es
handelt sich hier um einen persönlichen Erfahrungsbericht – genannte Anbieter
und Hersteller sind an diesem persönlichen Bericht nicht beteiligt und ich habe
mich in keiner Weise finanziell Unterstützung erhalten – also keine bezahlte
Werbung!
Rahmenbedingungen:
- 3-Personen-Haushalt
- Reihenendhaus aus dem Jahr 1992
- Giebelausrichtung Nord (~10° Richtung Osten)
- Dachschräge 45°
- Warmwasser über elektronische Durchlauferhitzer
(18 KWh Bad/11 kWh Küche)
- Jahresstromverbrauch ca. 4.500 kWh
Bei der Suche eines Anbieters für mein Vorhaben hatte ich
zuerst ein Solar-Internet-Portal angeschrieben. Die beiden Vertreter, die
daraufhin auftauchten waren nicht kompetent und die Angebote wenig fundiert.
Über eine Verbrauchermesse kam ich dann in Kontakt mit Herrn
Häussler von der Fa. ETM GmbH in Neuss,
die dem ENERIX-Verbund angeschlossen ist. Von ihm wurden wir auch bei allen
Anträgen und dem notwendigen Papierkram unterstützt
Die Installation:
- 34 Solarmodule Heckert Solar NeMo 60P275 (275
Watt)
- 12 Module Ost, 22 Module West
- Leistung der Anlage 9,3 kWh peak
- Prognostizierte Leistung 6928 kWh p.a.
- Wechselrichter
SMA STP 7000TL-20
- Batteriespeicher Senec Home 2.1 – 5 kWh
- Gesamtkosten ~ 20.000€ brutto
- EEG-Einspeisung: 0,1111€/kWh (für 20 Jahre)*
* Dieser Wert ist abhängig vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme und fällt –
der sogenannte Solar-Deckel, der die EEG Förderung ab einem bestimmten Ausbau
begrenzt steht aktuell (Mai 2020) auf der Kippe.
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Ost-Seite |
Der Aufbau der Anlage und die Inbetriebnahme dauerten 3 Tage
– der Zweirichtungszähler wurde durch die Stadtwerke eine Woche später
installiert. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass man für Berieb von
Wechselrichter und Speicher am Aufstellungsort 2 Netzwerkanschlüsse (LAN)
benötigt, die wir über einen WLAN-Access-Point eingerichtet haben.
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West-Seite |
Nun zu den Erfahrungen: Mai- Juli sind die ertragsstärksten
Monate mit viel und lange Sonne, doch trotzdem
war der Speicher, der abends voll war, morgens sehr oft leer. Die Suche nach den hohen
Nachtverbräuchen zeigte dass
hauptsächlich eine größere Anzahl von Halogenstrahlern und ein defekter
Kühlschrank dafür verantwortlich waren. Nach deren Austausch und etwas
Feintuning an den Dauerverbrauchern (Standby und EDV-Netzwerk) konnte dann den Nachtverbrauch
(wenn Alles Schläft) auf unter 200 W/h drücken. Damit war dann morgens fast
immer genug Strom da, bis die Solaranlage wieder nachliefern konnte.Von Februar bis November sind die Erträge deutlich geringer und es werden weniger als 200 kWh/Monat erzeugt - das reicht dann nicht mehr, den Speicher zu füllen.
Der Speicher war ca. 6.000€ Netto ein großer Anteil der
Investition . Nach den eben beschriebenen Optimierungen wurden von März bis
Oktober etwa 4 kWh pro Tag entnommen. Legt man zugrunde, dass ich Strom aktuell für knapp 24€cent
beziehe und für 11€cent einspeise spare ich durch den Speicher aktuell etwa 0,5
€ pro Tag à
~180 € p.a. Damit ist klar, dass der Speicher eine Liebhaberei ist, die sich
wirtschaftlich nicht rechnen wird!
Eine weitere Besonderheit des Speichers, die ich so vorher
nicht auf dem Schirm hatte, ist dass er beim Laden maximal 1,2 kW/h aufnimmt
und beim Entladen maximal 2,4 kW/h abgibt. In der Praxis heißt das, dass beim
Duschen über einen der Durchlauferhitzer 2,4 kWh aus dem Speicher, je nach Zeit
und Sonne etwas vom Dach kommt, aber der Löwenanteil aus dem Netz gekauft
werden muss. Trotzdem wurde über das Jahr 2/3
des verbrauchten Stroms selber erzeugt. Dieser Wert verbesserte sich dann noch,
nachdem wir den kleinen Durchlauferhitzer in der Küche durch ein
5-l-Untertischgerät ersetzt hatten.
Der geplante Ertrag der Anlage wurde im ersten Jahr mit
etwas mehr als 8.000 kWh um mehr als 1.000 kWh übertroffen.
Die verfügbare SENEC App gibt eine gute Übersicht über die
aktuellen Daten und den Status der Anlagen. Die Anlage lief im Wesentlichen gut
– nach 11 Monaten musste allerdings der Wechselrichter des Speichers auf
Garantie erneuert werden.
Papierkrieg:
Die Anlage muss beim Finanzamt angemeldet werden!
Umgeht man dabei die sogenannte Kleinunternehmerregelung
bekommt man vom Versorger die Eispeisevergütung inkl. 19% Umsatzsteuer die man
zusammen mit der Umsatzsteuer auf den Eigenverbrauch monatlich an das Finanzamt
abführen muss.
Vorteil diese Vorgehensweise ist, dass man sich dann die
gezahlte Umsatzsteuer auf die gesamte Anlage (wenn zusammen installiert inkl.
Speicher) erstatten lassen kann. Nach 6 Jahre kann man dann in die
Kleinunternehmerregelung ohne Umsatzsteuer wechseln. Das ist etwas Aufwand –
rechnet sich aber.
Zusätzlich muss man jährlich eine
Einkommensüberschussrechnung vorlegen und den Gewinn der Anlage bei der
Einkommensteuer mit angeben.
Hinweise für die
Planung:
Eine Ost/West-Anlage, wie bei mir installiert, hat den Nachteil, dass über den Tag verteilt weniger Strom erzeugt wird, aber dafür über eine längere Zeit des Tages - das kommt also dem Eigenverbrauch, der wirtschaftlicher als die Einspeisung ist, entgegen. Außerdem umgeht man das Problem mit der sogenannten 70% Regel.
Aktuell muss man, wenn man mehr als 70% der Peak-Leistung
einspeisen will eine Einspeiseregelung installieren (teuer) was praktisch dazu
führt, dass fast alle Anlage bei Einspeisung von 70% der Peak-Leistung
abgeregelt werden. Be einer Ost/West-Anlage wie meiner kommt man nicht in die
Verlegenheit, bei reinen Süd-Anlagen kann es aber sein, dass im Sommer mittags
viel Strom abgeregelt statt eingespeist wird. Dieser Verlust lässt sich durch
einen Speicher mit „peak shaving“-Funktion vermeiden. Dabei wird der Speicher
vormittags prognosebasiert weniger geladen um zu Spitzenzeiten die überschüssige
Energie zu speichern.
Bei Anmerkungen oder Fragen freue ich mich über Euren Kommentar!
Nachträge September 2020/ Februar 2024:
Mittlerweile ist der Senec Batteriespeicher innerhalb eines halben Jahres das zweite mal ausgefallen. Mir fehlt die Erfahrung mit den Geräten anderer Hersteller - mit der Stabilität dieses Speichers bin ich jedenfalls nicht zufrieden und für die anstehende Installation einer Wallbox erwäge ich ein von dem Speichermanagement unabhängiges System eines anderen Herstellers zu installieren!
2022 wurde der Speicher von Senec nach Bränden einzelner Geräte zeitwiese stillgelegt und zeitweise gedrosselt. Im Nov. 22 wurden die beiden Speichemodule getauscht und ich nuitzte die Gelegenheit auf 10 kWh Kapazität aufzustocken.
Im August 2023 wurde der Speicher erneut, nach weiteren Zwischefällen bei anderen Kunden, auf 70% gedrosselt und ab Februar 2024 weiter auf 50%. Aktuell plant Senec den Speicher ab Sommer 24- Sommer 25 gegen ein V3-Modell mit LFP-Akku-Modulen auszutauschen.
Für die Ausfall- und Drosselungszeiträume wurde von Senec jeweils eine angemessene Entschädigung gezaht.